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Jesus spricht: „Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis,
sondern wird das Licht des Lebens haben.“


(Johannes 8,12)

Trauerrituale – wie viele Farben hat der Abschied?

Wenn ein Mensch gestorben ist, müssen die Angehörigen Abschied nehmen. Das Beerdigungsritual hilft den Angehörigen in ganz elementarer Weise, mit der Trauer um den Toten und mit dem Tod umzugehen, der nun auch Teil ihres Lebens geworden ist. Trauergäste und Angehörige sollten auf ihre eigene Stimme hören: Was brauche ich für den Abschied, was möchte ich ausdrücken?

Der richtige Zeitpunkt, mich von einem Verstorbenen zu verabschieden, ist für mich die Trauerfeier. Ein Anlass zu sagen, was ich verloren habe, was diesen Menschen ausgemacht hat und was ihm wichtig war, was er für mich bedeutet hat.

Wir unterschätzen gelegentlich die Rituale, die wir alle in unserem Leben brauchen. Sie begleiten uns und helfen, Übergänge zu schaffen und uns neuen Situationen anzunähern.
Trauerrituale ermöglichen die Kontrolle von Emotionen und schaffen Raum, Gefühle auszuleben, ohne dass der Trauernde befürchten muss, diesen Gefühlen völlig ausgeliefert zu sein. Sie erleichtern es, die auftretenden Gefühle wahrzunehmen, sie anzunehmen, ihnen Gestalt zu geben und sie gesellschaftlich akzeptiert auszudrücken.

Ebenso bewirken Trauerrituale eine Reduzierung von Angst: Sie helfen den Hinterbliebenen, sich ihrer bisher gesellschaftlich definierten Position, die nun nicht mehr existiert, bewusst zu werden, und sind ein Schritt hin auf eine neue, bisher im eigenen Erleben noch nicht vollzogene Orientierung.

Der Beerdigung geht in der Regel ein Trauergespräch voraus – zwischen dem Pfarrer oder der Pfarrerin und den Hinterbliebenen, zumeist im geschützten Rahmen der eigenen Wohnung.

Blumen und Kränze, deren Farben, ja, sogar die Zeitpunkte für ihr Weiterreichen haben alle einen geschichtlichen, kulturellen und damit wertvollen Hintergrund. Ähnlich verhält es sich mit dem Kerzenschmuck.

Deshalb zünden Christen in den Gottesdiensten zu allen Zeiten Kerzen an. Auf diese Symbole zu verzichten, hieße wieder eine gute Sitte, ein schönes und nützliches Ritual wegbrechen zu lassen.

Die seit Langem zu beobachtende Entwicklung, möglichst schnell, möglichst rational alles zusammenzufassen, auch im Fall einer Trauer nachzugeben, bedeutet, den eigentlichen Mittelpunkt einer Trauerfeier, nämlich den Verstorbenen selbst, schon zu diesem Zeitpunkt in den Hintergrund treten zu lassen.

In der Trauerfeier versammeln sich Angehörige, Freunde und andere Gemeindeglieder, um mit dem Verstorbenen oder der Verstorbenen den letzten Weg gemeinsam zu gehen ‒ in der Aussegnungshalle, in der Kirche und am Grab. Hier können sie Schritt um Schritt versuchen, Abschied zu nehmen.

Die alten Rituale sind dabei tragend. Lieder und Gebete helfen, Worte zu finden. Im Mittelpunkt der Trauerfeier steht die Ansprache über ein Bibelwort, vielleicht eines, das dem oder der Verstorbenen wichtig war. Das Leben des oder der Verstorbenen kommt in der Traueransprache noch einmal zur Sprache.

Nach der Trauerfeier laden viele Familien die Trauergäste zu einem Beerdigungskaffee ein. Der Bruch in der Atmosphäre, der Übergang von tiefer Traurigkeit zu familiärer Geselligkeit, irritiert viele Menschen. Doch die Hinwendung zur Gemeinschaft mit anderen stärkt die Hinterbliebenen für die anschließende Trauerzeit. Im gemeinsamen Gespräch können Erinnerungen an den Verstorbenen ausgetauscht werden.

Eine schöne Form, im engen Familienkreis des Verstorbenen zu gedenken, ist auch der abendliche Gang zum Grab am Tag der Beerdigung.